„Die Familie ist uns wichtig“
Er hat bereits mit fünf Jahren mit dem Rasenmähertrecker den Hof gemäht. Im Stehen, um überhaupt das Gaspedal treten zu können. Sie hat ihr erstes Taschengeld am Getränkebuffet verdient. Sven und Nele Landschof – die Kinder der Ringhoteliers Ina Maria (54) und Axel Dierksen (58) vom Ringhotel Sellhorn in Hanstedt, einst ein Gründungsmitglied der Hotelkooperation. Nun rüsten sich beide, um selbst Ringhoteliers zu werden.
Die Entscheidung für die Branche fiel dabei früh und schnell. Nele fand ein Praktikum als Bürokauffrau ziemlich langweilig. „Ich brauche den Kontakt mit Menschen“, sagt sie. Für Sven war spätestens nach dem Vorstellungsgespräch im Ringhotel Celler Tor klar, dass er ins Restaurantfach gehen will. Heute ist der 28-Jährige der Food & Beverage Manager im Hotel Sellhorn, kümmert sich um alles, was mit Essen und Trinken zu tun hat – vom Einkauf bis zur Mitarbeiterführung. Seine ein Jahr ältere Schwester Nele hat sich dagegen der Rezeption, dem Marketing und der Pressearbeit verschrieben.
Ihr geringer Altersunterschied sorgt dabei mitunter für Verwirrung bei den Gästen, wenn sie gemeinsam auftreten: „Kurz nach der Begrüßung setzen wir oft hinterher: mein Bruder, meine Schwester. Oder auch: Wir sind Geschwister, nicht verheiratet!“, erzählen sie lachend.
Getrennte Wege in der Ausbildung
Neles beruflicher Weg führte sie anfangs weit in den Süden, an die Duale Hochschule in Ravensburg und ins Ringhotel Krone in Friedrichshafen am Bodensee. Doch es ging noch weiter bis in die USA und Kanada: Nach Florida in den Frenchman’s Creek Country Club und nach Toronto ins Amaya, ein indisches Restaurant. Aber auch im Servicebüro der Ringhotels in München machte sie Station und leitete zuletzt zwei Jahre die Rezeption des Biohotels Eggensberger in Hopfen am See.
Sven griff nach der Ausbildung erst einmal nach den Sternen, heuerte bei 3-Sterne-Koch Dieter Müller an, der damals noch im Gourmetrestaurant im Schlosshotel Lerbach in Bergisch-Gladbach kochte. „Das war eine prägende Zeit für mich“, sagt er. „Ich habe viel gelernt über Etikette, die Erfüllung höchster Ansprüche und Zusammenhalt im Team.“ Es folgten zwei Jahre in Österreich sowie das Empire Riverside Hotel und die Hotelfachschule in Hamburg.
Und nun also die Rückkehr in die Lüneburger Heide? „Die weite Welt hatte ich zu Genüge“, sagt Nele bestimmt. „Vom kleinen Restaurant bis zum großen Bankett-Hotel habe ich alles gesehen.“ Für Sven dagegen ist es auch einfach eine Frage der Heimatverbundenheit. Ein Glücksfall für ihre Eltern. Während andere Hoteliers immer öfter ohne Nachfolger dastehen, haben sie gleich zwei. Das Haus befindet sich seit 1873 in Familienbesitz – mit Nele und Sven übernimmt die sechste Generation das Ruder. Traditionsbewusstsein und die Leidenschaft für den Beruf prägen beide. Aber auch die Verpflichtung, das Hotel mit 45 Zimmern und sechs Suiten und einem enormen Stammgäste-Anteil von 80 Prozent weiterzuführen.
Ideen für die Zukunft
„Wir sind uns immer sehr einig“, sagt Nele. „Das liegt vielleicht an der gemeinsamen Erziehung oder auch an unseren klar abgetrennten Arbeitsbereichen.“ Sie selbst charakterisiert sich als harmonisch und friedliebend. Über ihren Bruder sagt sie: „Er weiß, was er will und setzt das toll durch, bleibt dabei aber immer ein Teamplayer.“ Mit dem Eintritt der Geschwister ins Familien-Business wollen sie neue Hotelprojekte anschieben. „Vision 2026“, nennt es Nele. Die Familie will das Landhotel zum Urlaubshotel weiterentwickeln. Nele schwebt ein Urlaubsresort vor – mit mehr Zimmern und mehr Wellness als bisher. Sven denkt eher in Richtung Luxusherberge, in der ältere Generationen ihren Lebensabend genießen. Die letzte Entscheidung trifft die ganze Familie.
Doch auch die Gäste bleiben im Sellhorn nie außen vor. Der Fitnessraum etwa entstand auf Gästewunsch. „Wir wurden immer wieder danach gefragt, also haben wir es angepackt“, sagt Nele. „Mit Blick in den Garten wird er super angenommen.“ Als nächstes kommt das Restaurant an die Reihe – moderner und größer soll es werden, erzählt Sven. Dort trifft sich täglich die ganze Familie Dierksen zum Mittagessen, das ist Familienritual! Denn noch packen alle mit an, selbst Oma Elfriede (84), die das Frühstücksbuffet betreut. „Mein Vater dagegen hat schon Pläne für den Ruhestand“, verrät Nele. „Dann will er sich nur noch um die Haustechnik kümmern und eine Viehzucht betreiben, damit wir eigenes Rindfleisch anbieten können.“
Ein Lied von den Blauen Jungs
Bei allem Einsatz fürs Familienunternehmen finden die Geschwister auch Zeit zum Abschalten: „Wenn ich eine Auszeit brauche, gehe ich Laufen oder fahre ich ins Allgäu – Bergluft schnuppern und Skifahren“, sagt Nele. „Da hat mich meine Zeit in Hopfen am See doch sehr geprägt.“ Sven dagegen hält es mit der Zweirad-Fraktion: Fahrrad- und Motorradfahren in der Lüneburger Heide sind sein Ding.
Und eins wollen wir zum Schluss noch wissen: Was hat es mit dem Sellhorn-Lied auf sich, von dem auf der Hotel-Website die Rede ist? „Das haben die Blauen Jungs vom Elbestrand, ein Chor aus Geesthacht, für uns geschrieben“, sagt Sven. „Aus Verbundenheit zum Hotel, und weil sich alle so wohl bei uns fühlen.“
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